KUNST IM LANDGERICHT KARLSRUHE
Eine Geste ist stets der Hinweis auf ein Anderes, sprachlich nicht genanntes, doch unmittelbar vor Augen liegendes. In dieser Hinsicht versteht Joachim Majunke seine Bilder als spontane Ausducksbewegung. Er legt nicht fest auf einen Stil fest , der das Werk durchzieht. Sein Ausgangspunkt ist die Farbe, das arbeiten in Serie, damit das Bild in der Veränderung und Entwicklung offen bleiben kann. Offen auch auch für den Betrachter, weil die Bilder häufig keinen Titel tragen. Die wenigen Titelhinweise wiederum beziehen sich auf die Farbe: Feld in Orange- Eindringen in Gelb – Fleißendes Rot.
In die unbegrenzten Bildräume monochromer Farbflächen setzt Joachim Majunke vereinzelte Bildzeichen. Es sind Tiefenräume, die sich abstrakter Formen bedienen, geometrische Körper auf Horizontlinie stellen oder schematisierte Alltagsdinge, wie Stuhl und Fensterausblick zu einem Stimmungsraum machen. Die gelbe Farbe transportiert Assoziationen vom Sommer und Wärme während das Blau als kühler Farbton, den Blick in die Weite schweifen lässt. Die Farbfelder bleiben nicht unbesetzt: tecktonisch kräftige Gebilde schieben sich in den Vordergrund des Bildes bilden eine Zäsur und Antithese zu der Unendlichkeit des Raumes. Die gegenständlichen Versandstücke wiederum laden ein zum verweilen: Das Bild wird zu einem Ort der Stille und der Kontemplation. Aber auch der geometrische Bildraum, die komposiotinelle und farbliche Verspannung einzelner Flächenformen treten in den Gemälden von Joachim Majunke auf, denen als Vision eines geistigen Gehaltes sparsame Hinweise mitgegeben werden.
Der Lichtreflex wie auf einer Glasglocke deutet auf ein Vakuum im Bild hin oder das durch eine Horizontlinie zerteilte Quadrat, das nach unten schwarz und massiv abgeschlossen ist, nach oben jedoch in eine lichte und helle Zone aufgeht, verweist auf das Absinken oder Heraustauchen aus seinem fixierenden Bildgrund. Im Pinselduktus und der Farbigkeit wird der kreative Prozess der Bildfindung selber thematisiert. Das innere Bild letztendlich wird in den figurativen Arbeiten in seiner gesamten Emotionalität herausgestellt. Die Figuren sind die Träger einer Gefühlswelt, welche, wie im Gemälde: – Die Last – noch durch die durchschneidende Zäsur einer weissen Mittelsenkrechte, die Dramatik und Drastik der Darstellung unterstreichen. Die Bilder von Joachim Majunke verbleiben in einer poetischen Schwebe zwischen Mitteilung und der Rücknahme der Information: Sein Malstrich ist unmittelbar und spontan , ironisch ist seine Verwendung von unscheinbaren Reliefmaterialien, mitt denen der die Malfläche in den Raum führt. Das Wechselspiel zwischen kompositioneller Tektonik und verselbständigten Pinselduktus fordert einen empfindsamen Betrachter.
Dr. Rainer Lawicki
Kunsthistoriker, Kunsthalle Mannheim